www.MeDIA-Maier.de » www.HDAV.BLOG » 2012-10(Okt)-10; Die Abenteuer-Reiter Guenter Wamser & Sonja Endlweber im Winterlager
 

HDAVSHOP einfache Suche

MeDIA-Maier HAUPTMENÜ

2012-10(Okt)-10; Die Abenteuer-Reiter Guenter Wamser & Sonja Endlweber im Winterlager Drucken E-Mail

 

Yukon_01

Liebe Leser

 

Ein Jahr ist es her, seit wir uns zuletzt gemeldet haben. In der Zwischenzeit sind wir unserem Ziel Alaska
wieder ein Stückchen näher gekommen. In diesem Sommer hat uns unsere Reise durch die Wildnis des Yukon
geführt, bis in die Goldgräberstadt Dawson City nahe der Grenze zu Alaska.

Yukon – im Land der Bären, Wölfe, Elche und Karibus

Durch den Yukon zu reiten war eine große Herausforderung, selbst für Günter. Bei unserem Start waren wir
keineswegs sicher, ob wir unser Ziel rund 1.500 km nördlich überhaupt erreichen können. Als wir unsere Route
durch den Yukon planten, waren Günter und ich einig: wir wollen nicht wieder so viele Flüsse durchschwimmen,

wie im letzten Jahr. Wir nahmen die Landkarte und zeichneten eine Route entlang der Mackenzie Mountains,
an der Grenze zwischen dem Yukon und den Nordwest-Territorien. Dort wollten wir entlang reiten, dort wo die
Zuflüsse des Yukon entspringen und noch kleine Bächlein sind. Schon im Winter begannen wir mit der Recherche.
Wie sieht die Landschaft aus? Gibt es Wege? Wie können wir die Logistik organisieren? Vor allem aber, ist diese
Route überhaupt möglich?

 

Yukon_02_Karte

Neun von zehn Antworten lauteten: „Nein, unmöglich. Ein Alptraum zu Fuß, mit Pferden unmöglich! Diese Route führt druch dichte Wälder, riesige Sümpfe und Moore und extrem steile Berge. Das ist tiefster Busch! Bis Juli liegt Schnee und ab September schneit es. Wollt ihr durch den Yukon reiten, müsst ihr dem Highway folgen!“

 

Das war ja nichts Neues, dass viele unsere Pläne für verrückt halten. Nicht entmutigen lassen, bei neun von zehn freundlich bedanken und bei dem einen, der meint es wäre vielleicht doch möglich, nachhaken. So lange, bis man selbst daran glaubt.

 

 

Wir haben in diesem Sommer alles erlebt, wovor man uns gewarnt hat, Sümpfe, dichten Busch, Berge und Schnee.
Und trotzdem hatten wir einen wunderschönen und sehr eindrucksvollen Sommer. Am wichtigsten aber ist, dass
wir alle – Pferde, Leni, Günter und ich – wieder heil und gesund aus der Wildnis zurück kamen.

 

Juni im Yukon. Nun war auch das Eis auf den großen Seen geschmolzen. Die Schneedecke in den Bergen
wurde täglich dünner, die Flüsse führten Hochwasser, auf den Wiesen wuchs frisches, saftiges Gras. Endlich
konnten wir wieder unterwegs sein.

Vier Tage lang folgten wir der Nahanni Range Road, einer staubigen Minenstraße, in die Berge. Immer wieder
kamen Minen-LKWs vorbei, ein Fahrer hielt an und reichte uns Sandwichs und Kuchen. „Seit zwei Tagen reden
sie in der Mine von nichts anderem als von den zwei Abenteurern, die nach Dawson City reiten!“, rief er uns zu.

Yukon_03

Er war der letzte Mensch, den wir für viele Wochen sehen sollten und auch das letzte Stück Kuchen. Wir
verließen die Schotterstraße und ritten in Richtung Norden. Wir waren kaum einen Tag unterwegs, da versank
Rusty bis zum Bauch im Sumpf. Ich sprang aus dem Sattel und stand verzweifelt neben ihm.

Das kann ja heiter werden, dachte ich, kaum haben wir die Straße verlassen, schon stecken wir im Morast fest.
Schlagartig fielen mir all die Schauergeschichten ein, die man uns über Pferde und Sümpfe erzählt hatte. Sümpfe,
Moore und Feuchtgebiete – sie sind charakteristisch für die kurze Vegetationsperiode des hohen Nordens und die
größte Herausforderung, wenn man hier mit Pferden unterwegs sein will.

Ich hatte gewusst, was auf uns zukommt. Trotzdem wusste ich jetzt nicht, was ich tun sollte. Ich rief Günter zu
Hilfe, doch er meinte nur, „Keine Angst, das schafft Rusty schon alleine.“ Und tatsächlich: Rusty blieb nicht lange
im Sumpf liegen, er setzte seine kräftigen Vorderbeine ein, und kämpfte sich frei, bis er wieder festen Boden unter
den Füßen hatte. Ich zitterte noch, als er bereits in aller Ruhe zu grasen begann. So leicht kann ihn nichts mehr
aus der Ruhe bringen. Rusty ist eben, genau wie seine Kumpels Lightfoot, Dino und Azabache in den letzten sechs
Jahren zu einem Wildnisexperten geworden. Nein, eigentlich war er das schon immer. Denn unsere Mustangs
sind ja als Wildpferde geboren und in der Wildnis aufgewachsen.

Es gab noch einige Momente wie diesen, wo wir an unserem Vorhaben zweifelten: „Dieser Yukon ist ein einziger
großer Schwamm!“, doch wir wurden für unsere Anstrengungen auch über alle Maßen belohnt. Der Yukon gehört
zu dem Wildesten, das wir erlebt haben. Die Wildnis ist unberührt und faszinierend, Seen sind glasklar, die Berge
majestätisch, unbestiegen und namenlos. 70.000 Elche, 6.000 Grizzlybären aber nur 35.000 Menschen leben in
einem Gebiet größer als Deutschland.

Yukon_04

Nach drei Wochen kamen wir an einer einfachen Landepiste in den Bergen vorbei. Dort standen, mutterseelenallein,
zwei blaue Fässer. Unser Proviantpaket – das erste von vieren. Sechs Monate lang hatten wir unseren Ritt durch
den Yukon vorbereitet, die Pferde trainiert, Proviant verpackt und die Logistik organisiert. Unsere Reise nahm immer
mehr Expeditionscharakter an. Aber kein Flug sollte extra für uns durchgeführt werden. Wie schon im letzten Jahr
waren es die Jagdausstatter die ihre Jagdreviere entlang unseres Weges haben, die uns bei Logistik und Planung
unterstützten.

Bis zur Landepiste waren wir einem Jagdpfad gefolgt. Es war kein guter Weg gewesen, mehr eine vage Spur,
aber wenigstens war hier schon mal jemand vor uns unterwegs. „Ab hier seid ihr auf euch selbst gestellt“, hatte
Terry, der Jagdausstatter, gesagt. Vor uns lagen rund dreihundert Kilometer, über die wir keinerlei Information
hatten, außer, dass es hier keine Wege gibt. Zumindest keine, die von Menschen angelegt wurden.

Yukon_05

Wir folgten nun den Spuren der Elche und Karibus nach Norden und waren fasziniert von dem Netz an Wegen,
das das Wild durch die undurchdringlichen Büsche und Sträucher der Tundra über tausende von Jahren angelegt
hat. Dankbar folgten wir diesen Pfaden, auch wenn sie nicht immer genau dorthin führten, wohin wir wollten. Wir
änderten ständig unsere Route und gingen dort, wo auch der Elch gegangen war, solange es nur halbwegs
Richtung Norden führte. Zick-zack arbeiteten wir uns voran. Gerne nahmen wir Umwege in Kauf, denn wenn wir
keinem Wildwechsel folgen konnten, mussten wir uns durch zwei Meter hohe, dichte Büsche kämpfen. Die Spuren
wilder Tiere waren auch ein wichtiger Anhaltspunkt, ob wir einen Sumpf durchqueren durften, oder nicht.

Immer wieder fragten wir uns, ob wir wohl die ersten Menschen in diesem Tal oder auf diesem Berg waren?
Wenn andere vor uns dagewesen waren, so hatten sie zumindest keine Spuren hinterlassen.

Yukon_06

Weglos unterwegs zu sein bedeutet auch, dass einer von uns immer wieder abends auf einen Aussichtspunkt
kletterte, um die beste Route für den nächsten Tag zu suchen. Bei einem dieser Ausflüge entdeckte ich eine
Grizzlybärin mit zwei Jungen. Sie grasten am Fuße des Passes, den ich erkunden sollte. Ich rief Leni zu mir
und wartete, bis mich die Bärin sah. Sie stellte sich auf die Hinterbeine, sah mich kurz an, und kletterte spielerisch
leicht den steilen Hang hinauf, gefolgt von den drolligen Bärenjungen.

Auf unserer Reise durch den Yukon begegneten wir Bären, Wölfen, Elchen, Karibus und Stachelschweinen und
über unseren Köpfen kreisten Weißkopfseeadler. Den ganzen Sommer lang waren Leni und die Pferde unsere
einzigen Gefährten. Keine Nachrichten, kein Internet, kein Telefon, nur die Tiere und wir in der einzigartigen Wildnis
des Nordens. Vom Wetter wurden wir in diesem Sommer verwöhnt, es schneite nur einmal, Mitte Juli.

Yukon_07

Ende September steht im Yukon der Winter vor der Tür. Die Bäume sind kahl, die Temperatur sinkt nachts
bereits weit unter dem Gefrierpunkt, die Tage – im Sommer 19 Stunden lang - werden spürbar kürzer und der
erste Schnee bedeckt die Landschaft. Höchste Zeit, wieder in die Zivilisation zurück zu kehren.

Yukon_08

Seit einigen Tagen sind wir und die Pferde nun bei Freunden nördlich von Whitehorse. Hier bereiten wir uns –
jeder auf seine Art - auf den langen und kalten Yukon-Winter vor. Wir bereiten uns vor, indem wir jede Menge
Feuerholz sägen, die Pferde fressen sich dick und rund und Leni trainiert für den Winterschlaf.

Always happy TrailsYukon_20

Sonja & Günter
www.abenteuerreiter.de

PS: Nächstes Jahr wollen wir unsere Reise durch Alaska fortsetzen. Für Hinweise und Ansprechpartner, die
uns bei unserer Route durch Alaska helfen könnten, sind wir sehr dankbar.
Und wenn alles gut geht, werden wir ab Januar 2014 mit dem neuen Vortrag über unsere Reise auf Tournee gehen.