2008-11(Nov)-09; MeDIA-Maier bei dem 17. DGS-Raumbildtag in Neu-Isenburg Drucken
Eigentlich wollte ich dort als bezahlender und damit unterstützender Händler brauchbare Dinge www.rund-um-die-Projektion.de anbieten, aber letzendlich war ich nur als einfacher Zuschauer dort und konnte ganz entspannt die Schauen genießen.

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Unsere AV-Kollegen beim DGS (Deutsche Gesellschaft für Stereoskopie) habe es mindesten doppelt so schwer, gute Geschichten mit Bilder zu erzählen, da sie mit 2 Kameras filmen oder fotografieren und auch sonst alles doppelt benötigen. Doch außer der Technik gibt es das gemeinsame Thema "Gestaltung", was aber bei den DGS´ler noch viel zu kurz kommt. Leider versucht es so gut wie niemand Geschichten mit seinen 3D-Bildern zu erzählen. Man sieht zwar sehr gute Stereo-Aufnahmen aber die einzigste Gemeinsamkeit, also der immer notwendige "rote Faden", ist in der Regel nur das Reise- oder das Urlaubsgebiet. Einfach zu wenig um in den Köpfen der Zuschauer einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Was fehlt ist die Story, die spannende Geschichte, verknüpft mit guten und zusammenhängenden Fotografien!

MeDIA-Maier-Tipp:
Nur wenn wir unsere guten Bilder mit interessanten Geschichten koppeln, hinterlassen sie einen langanhaltenden, bleibenden Eindruck. Geschichten erzählen beflügelt unsere Fantasie. Das war schon am Lagerfeuer in der Steinzeit oder bei den Indianern so, das war bei den alten Griechen im Dampfbad so und auch in China zählten die Geschichtenerzähler zu den angesehensten Bevölkerungsschichten. Wenn wir uns im christlichen Abendland an die Geschichten aus der Bibel und von Jesus erinnern, so verbinden wir dies auch mit den eigenen Bilder in unseren Köpfen. Das bedeutet wir benutzen unsere Fantasie um Geschichten zu bebildern und wenn jetzt ein Autor dies mit seinen Fotos unterstützt, so kann er die Gedanken und die Fantasie der Zuschauer in seine Richtung lenken. Legenden, Fabeln, Sagen, Gleichnisse und Märchen sind ein gutes literarisches Beispiel dafür, wie wir unsere Bildergeschichten aufbauen können.

Bevor ich zu den einzelnen Schauen komme, möchte ich noch etwas zur Organisation erzählen. Die Hugenottenhalle und auch die zentrale Stadt Neu-Isenburg bei Frankfurt bietet alles was zu einer solchen Veranstaltung notwendig ist. Der DGS hat darin auch schon Erfahrung, da der
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Unhöfliche Zuschauer gingen vor
der Mitglieder-Ehrung einfach weg!

Deutsche Raumbildtag bereits zum 17. Mal stattfand. Mit dem Programmheft bekommt man eine  3D-Brille für 2 Euro und kann dann kostenlos den ganzen Tag von 9-21 Uhr 3D Schauen angucken. Die Schauen kommen in der Hauptsache von Mitgliedern, aber auch aus dem Ausland und von Privatpersonen war etwas zu sehen. Nach jedem der 4 Vorführblöcke, gab es eine Anerkennungs-Urkunde für die teilnehmenden Autoren. Das ist in meinen Augen der einzigste Lohn, zusammen mit dem Applaus, den die Produzenten bekommen. Damit verbunden natürlich auch die Bestätigung für eine getane zeitaufwendige Arbeit. Doch dieser gerechte Lohn wurde von vielen der anwesenden 3D-Freunde verweigert! Sie warteten die Ehrung einfach nicht ab, sondern verließen unter lautem Gerede den Saal. Ein Unding in meinen Augen, gegen welches der Veranstalter hätte einschreiten müssen. Wenn diese Ehrung einfach vor dem letzten Beitrag vollzogen worden wäre, dann hätte es die gebührende Anerkennung durch die anwesenden Zuschauer noch gegeben.

MeDIA-Maier-Tipp:
Geben sie den Künstlern ihren Lohn den sie sich verdient haben! Und das ist zumindest ein anerkennender Applaus! Den durch den Beifall können wir das selbstverständliche Lob an unsere Hobbyproduzenten weitergeben. Es ist eine Frage des Anstandes, ob man kostenlose Unterhaltung nur konsumiert oder aber auch honoriert und damit unterstützt. Wenn man selbst einmal seine Bilder an der Leinwand "ausstellt", dann ist man über jedes Feedback bestimmt erfreut. Natürlich darf auch konstruktive Kritik nicht fehlen, aber bitte erst nach einer diplomatischen Anerkennung der vollbrachten Leistung. Ich habe es leider schon oft erlebt wie die Erstlingswerke von nachwachsenden Mitglieder zerredet wurden und man sich danach allen Ernstes gefragt hat, warum die Jugend im Verein fehlt. Natürlich wollen wir die Weiterentwicklung durch Kritik fördern, aber bitte nicht unter der Gürtellinie sondern mit dem diplomatischen Wissen eines erfahrenen AV´lers. Also beklatschen sie die nächste Schau die in ihrem Club gezeigt wird und diskutieren sie anschließend über eventuelle Mängel in der Gestaltung und beim Geschichtenerzählen. Diskutieren sie aber nicht nur die technische Mängel und seien sie kein notorischer Besserwisser und Pixelzähler.

Die 3D-Schauen des 17. Raumbildtages wurden sowohl analog als auch digital gezeigt, wobei ich glaube, das inzwischen die digitalen Projektionen überwiegen. Das hat aber überhaupt nichts mit der Qualität der Schauen zu tun, denn zu oft werden die digitalen Möglichkeiten überstrapaziert. Das heißt, man verwendet einen digitalen Effekte deswegen weil man ihn hat und nicht weil er die Bildaussage steigert. Natürlich total konträr und daher vollkommen falsch!!!!!

Am Schlimmsten war dies für mich, bei einem anerkannten Fachmann der Szene. Es war eine Reiseschau über die Cote d`Azur mit wahnsinnig guten und scharfen Makrobildern von Blüten und Insekten. Der Produzent zerstörte jedoch diese genialen Studiobilder, die er sehr geschickt in seinen Reisverlauf eingebaut hatte, durch sein ständiges Gezoome und Bewegung in fast jedem Bild! Hier trat genau das ein, was ich weiter oben geschrieben habe. Die Bewegungen und die Zoomfahrten führten nicht zu einer Steigerung in der Bildaussage, sondern führten nach einer Zeit der Gehirn-Strapaze zu einer Sättigung, die dann sogar in eine Abneigung umschwenkte!

Ein besondere Effekt der sich durch die lange Schau zog (ca. 25min), war mit einem kleinen Punkt zu starten der sich nach vorne in kurvenreicher Zoomfahrt bewegte, bevor er formatfüllend als Vollbild einrastete. Dieses "Einrasten" war ein Wechsel vom 2D-Bild auf das 3D Doppelbild. Sicherlich besonders schwer zu programmieren aber deshalb darf es totzdem nicht so häufig eingesetzt werden. Ich ertappte mich dabei, zu erraten von wo das nächste kleine Bild erscheinen wird und in welche Richtung es aufzoomt. Das kann der Produzent nicht wollen, sondern er will ganz bestimmt, dass seine schönen Bilder genüßlich angeschaut werden, oder?

Ich habe von Zuschauern gehört die den Saal verließen und das haben die wirklich tollen 3D-Bilder des Künstlers nicht verdient! Übrigens sind das Kritikpunkte die nicht nur auf unsere 3D-Freunde zutreffen, sondern die man bei allen "spielfreudigen" digitalen Umsteigern feststellen kann.

MeDIA-Maier-Tipp:
Bewegung in Bildern nur dann einbauen, wenn dadurch die Bildaussage unterstützt bzw. gesteigert wird, oder wenn ich von der Fotografie bewusst ablenken will. Man kann durch gezielte Bewegung die Augen unsere Zuschauer führen und in eine bestimmte Richtung schauen lassen. Dadurch kann man die fotografische Gestaltung wie z.B den goldenen Schnitt oder aufsteigende Linienführung unterstützen oder aber auch zerstören!

  • Ganz langsame Zoom-Bewegungen führen zu einem insgesamt bewegten Eindruck, ohne zu sehr von der Fotografie abzulenken.
  • Schnelle Zoom-Bewegungen führen dazu, dass man in das Zentrum schaut und alles außenherum nicht mehr richtig wahrnimmt
  • Schnelle Schwenk-Bewegungen führen dazu, dass man auf die Kante achtet was als Nächstes zu sehen sein wird.
  • Bewegte Punkte in einem Bild führen dazu, dass unsere Augen automatisch den Punkt fixieren und nicht mehr auf das Bild schauen. Das gilt auch für bewegte Texteinblendungen.

Noch ein Wort zum "A" in unsere (digitalen) Dia-AV. Dies war in keiner Schau der 3D-AV´ler entsprechend gewichtet. In den meisten Fällen lief einfach eine Musik, meist Klassik, von vorne bis hinten durch. In wenigen Fällen wurde 2 oder 3 verschieden Musikstücke eingesetzt, in keinem Fall wurde der Ton entsprechend gut bearbeitet, so dass es eine Abstimmung der Geräusche und eine gewichtige Musikcollagen zu den Bilder gab. Manches mal wurde O-Ton und Sprechertext eingesetzt, aber in keinen Fall war der wichtige Audioteil perfekt. Und das ist wieder schade, den der Zuschauer nimmt den größeren Teil seiner Umwelt über das Gehör auf. Die Augen kann er schließen die Ohren nicht! Nicht von ungefähr hat uns die Evolution zwei Stereo-Ohren verpasst, die nie schlafen und sogar gezielt Geräusche filtern können. Auch die Ortung auf wenige Zentimeter genau ist einen tolle Leistung zusammen mit unserem Gehirn. Doch was die Evolution in tausenden von Jahren geschafft hat, wird von den meisten Autoren ignoriert! Scheinbar soll nur das 3D-Bild perfekt sein, was es auch immer war. Selbst bei einer kommerziellen Profiproduktion, von einer Firma die zuvor den "Deutschen Raumbildpreis" für technische Innovatinen durch den Ehrenvorsitzenden erhalten hatte, selbst bei dieser Profifirma war Musik im Stile der Rondo-Veneziano-Ohrwürmer unter einer deutsche Bierbrauer-Dokumentation gelegt, einfach nicht stimmig!

MeDIA-Maier-Tipp:
Der Vertonung mehr Gewicht beimessen, in Zahlen:
50% oder mehr des Produktionsaufwandes sollte auf die Vertonung gelegt werden. Das bedeutet, nicht nur eine passende Musik auszusuchen, sondern ähnlich einem vertonten Film, Musikausschnitte zuschneiden, Geräusche einmischen, Sprechertexte schreiben und den Profisprecher einbauen. Jeder Ton muss sein Äquivalent in den Bilder haben. Keine Musik darf in der Schau austauschbar sein. Die Musikcollage verschmilzt im Idealfall mit den Bildern die wiederum untereinander verkettet sind. Diesen Fluß, dieser spannende Zusammenhang macht es dem Zuschauer unmöglich sich der Schau zu entziehen und wie in einem guten Roman oder in einem guten Hollywoodfilm, strebt man gerne dem dramaturgisch richtig gestaltene Ende entgegen. Apropos Ende. Weniger ist IMMER Mehr!

 

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Nun zu den Schauen die bei mir haften blieben, also eine irgendwie geartete Geschichte haben mussten. Da war zunächst der sehr löbliche Ansatz den nächsten ISU Kongress 2009 in Gmunden mit der Geschichte des Riesen Erla und der Nixe vom Laudachsee zu verknüpfen. Erzählt wurde diese Geschichte von drei jungen, hübschen österreichischen Mädchen, die in ihrem Teenager-Slang uns durch die Geschichte führten.

Soweit so gut, warum aber die vielen Bikinibilder und dann sogar die Nacktbilder der großen Cousine? Das konnte Keiner verstehen und lässt sich nur mit dem übersteigerten Darstellungsbedürfnis der Modelle und/oder des Fotografen begründen. Also kürzer und ohne die große Cousine eine tolle Geschichte und das sogar in 3D!

Der nächste Versuch eine kleine Geschichte zu erzählen war das bebilderte Lied vom „kleinen grünen Kaktus“. Als Dokumentation erwähnenswert dann noch die Brauereigeschichte und eine Höhlentour. Beides mit hauptsächlich 3D-Videos aber auch mit eingebunden Bildern, also HDAV!

MeDIA-Maier-Tipp:
Besuchen sie einen 3D-Veranstaltung, sie werden begeister sein. Ich habe es an anderer Stelle auch schon geschrieben und wiederhole es hier gerne. Das räumliche Sehen ist eine Berechnung unseres Gehirnes aus zwei zueinader versetzten Bildern im Augenabstand und findet also im Kopf statt. Die DGS-ler kennen sich in dieser Technik hervorragend aus und sind sogar Wegbereiter für viele professionelle 3D-Firmen. Nicht nur, dass unser Gehirn die räumlichen Bilder zusammensetzt, nein ich habe den Eindruck es schärft auch etwas nach. Nur so kann ich mir die "rattenscharfen" Eindrücke der "nur" 1400x1050 Beamer erklären. Auf jeden Fall ein schärferer Eindruck als ein Monobild. Wenn unser Gehirn jetzt noch zur Fantasie und zum "Lückenfüllen" zwischen den Bilder angeregt wird, dann ist es ja schon perfekt, viel fehlt den engagierten Mitglieder der DGS nicht mehr dazu.

An dieser Stelle möchte ich auch auf das aktuelle Stereo Journal -Heft 90 hinweisen, wo auf der Seite 19 ein Hilfsangebot zu finden ist. 

Sehr viel schwieriger als bei den Zweidimensionalen müssen die 3D-Produzenten zu einem ihre Technik im Griff haben und sich dann zu ihren Reiseschauen noch gute Storys zu den beeindruckenden räumlichen Bilder überlegen. Nicht einfach aber wie das geht zeigen uns bald alle spannenden Hollywoodfilme die nur noch in 3D gedreht werden. Hier im www.HDAV-Blog.de gibt es auch weitere Beiträge zu 3D, einfach hier klicken.

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Werbung an allen freien Flächen zur 50-Jahr Feier des Diaporamas am 23.November in Neckarsulm, welche leider im aktuellen AV-Dialog keinen Platz fand! Werbung die ich selbstverständlich für AV-Freunde an allen Festivalorten auslege.